Psychologie und Spiritualität - ausführlicher

Warum das nicht zu trennen ist. Und warum es nicht zweierlei ist.

Über Das Große Nest

Das Große Nest bedeutet, dass Wirklichkeit aus verschiedenen Ebenen der Existenz – Ebenen des Seins und des Wissens – zusammengesetzt ist. Wirklichkeit reicht von der Materie über den Körper, den Geist/Verstand und die Seele bis zum GEIST/göttliche Dimension. Jede spätere Dimension transzendiert die ihr vorangehenden, aber schließt sie auch ein, in einem Konzept von Ganzen in Ganzen in unendlicher Folge, das von einfacher Materie bis zum Göttlichen reicht.

Das Wort Psychologie bedeutet Studium der Psyche, und das Wort Psyche bedeutet Geist oder Seele. Das Wort Psyche oder seine Entsprechungen hat alte Quellen, die mindestens auf einige tausend Jahre vor Christi Geburt zurückgehen. In eine Zeit, als damit fast immer die belebende Kraft oder der belebende GEIST im Körper, der materiellen Hülle, gemeint war. Irgendwann im Deutschland des 16. Jahrhunderts wurde Psyche dann mit Logos verbunden – Wort oder Untersuchung – um daraus dann das Wort Psychologie zu bilden.
Die Geschichte der Psychologie wird jedoch so erzählt, als entstünde sie ganz plötzlich um das Jahr 1879 in einem Labor der Universität Leipzig, das von Wilhelm Wundt geleitet wurde.

Der Begriff des Unbewussten geht auf von Hartmann 1869 – dreißig Jahre vor Freud – zurück. Von Hartmann folgte Schopenhauers Philosophie, von der dieser selbst ausdrücklich feststellte, er habe sie zum größten Teil der Östlichen Mystik entnommen, besonders dem Buddhismus und den Upanishaden: unter dem individuellen Bewusstsein liege ein kosmisches Bewusstsein, das für die meisten Menschen unbewusst sei, das aber geweckt und vollkommen verwirklicht werden könne.

Und Freud hat den Begriff des Es aus dem Buch „Das Buch vom Es“ von Groddeck entnommen, dessen Begriff vom Es von der Existenz eines kosmischen Tao oder eines universellen GEISTES ausging.

Abgekürzt lässt sich sagen, dass die Wurzeln der modernen Psychologie in spirituellen Traditionen liegen, und zwar genau deshalb, weil die Psyche selbst von spirituellen Quellen gespeist ist. In den tiefsten Kammern der Psyche findet man nicht Instinkte, sondern GEIST – und das Studium der Psychologie sollte idealerweise das Studium all dessen sein, vom Körper über den Geist zur Seele, vom Unterbewussten über das Selbstbewusste zum Überbewussten, vom Schlafen über den Zustand der Halbwachheit bis zum vollen Erwachen.

Es war dieser wissenschaftliche Materialismus, der die anderen Sphären - Kunst und Moral/Religion - bald als wertlos, „unwissenschaftlich“ oder illusionär hinstellte.
So erklärte der wissenschaftliche Materialismus das Große Nest des Seins als nichtexistent.

Wir verlieren jedoch alle Werte und jeden Sinn, wenn wir Bewusstsein auf Neurotransmitter reduzieren. Und wenn wir Freude auf Serotonin und Moral auf Dopamin reduzieren, reduzieren wir Bewusstsein auf neuronale Verbindungen; wir lassen Wert, Sinn, Tiefe und Gottheit vollkommen von der Oberfläche des Kosmos selbst verschwinden: Wir fallen in ein Flachland.
Die Folge ist: Der Geist ist weg, die Seele ist weg und der GEIST ist weg – weg ist eigentlich die ganze Große Kette und die Realität ist nun eine

„fade Sache, ohne Klang, ohne Duft, ohne Farbe, nur noch das endlose, sinnlose Hasten von Material.“Ken Wilber, Integrale Psychologie

Entwicklungspsychologie aus spiritueller Perspektive

In „Eine kurze Geschichte des Kosmos“ von Ken Wilber geht es um die Entwicklung des Bewusstseins, seine Stufen und Drehpunkte, die „Leiter“ und den „Kletterer“ (das Selbst), wir erfahren etwas darüber, was geschieht, wenn Stufen nicht abgeschlossen, bzw. nicht genügend ausreifen können und Pathologisches entsteht. Wir lernen etwas über den „Hauptklecks“ und die kleinen Kleckse, die auf den unteren Stufen „herumhängen“ und ein bestimmendes Eigenleben entfalten.

Worum geht es? Um Bewegung im Bewusstsein.

Bewegung auf allen Ebenen des menschlichen Seins in Gang zu setzen, ist mein Anliegen. Bediene ich mich einer psychologischen Sichtweise, dann entsteht diese Bewegung durch die Auseinandersetzung zwischen dem Ich und dem Unbewussten. Diesen Prozess nennt Jung den Individuationsprozess. Aber schon Jung hat darauf verwiesen, dass die Psychologie des 21. Jahrhunderts sich mehr auf die Menschheit und die Welt als Ganzes wird beziehen müssen.

Mit anderen Worten

Ziel ist es, auf der individuellen Ebene, die Spaltung von Ich und Körper (Psyche und Soma) zu heilen, um den Gesamtorganismus offenbar werden zu lassen. Und auf einer noch tieferen Ebene geht es um die Aufhebung der Spaltung des Gesamtorganismus und der Umwelt, auf dem Wege zu einem Bewusstsein der Einheit allen Seins. Jedes Erkennen und Überschreiten von Grenzen/Spaltungen der Wahrnehmung ist demzufolge eine Erweiterung derselben, ist Bewusstseinserweiterung.

„Es ist erstaunlich, dass ein Ich ein Ich verleugnen kann. Dieses Ich kann Teile meines Selbst, meiner Ich-heit nehmen, und sie auf die andere Seite der Ich-Grenze schieben, in dem Versuch die Urheberschaft für diese Aspekte meines Selbst, die vielleicht zu sehr negativ oder positiv sind, zu verleugnen.

Doch durch das Wegschieben wird man diese Teile nicht los, sondern wandelt sie lediglich in schmerzhafte neurotische Symptome um. Sie sind Schatten meines nicht angenommenen Selbst, die mich nun verfolge. Und wenn ich im Spiegel der Außenwelt auf das schaue was mich am meisten irritiert, ist alles was ich dabei sehe der Schatten meines nicht angenommenen Selbst.

Das Verstehen von psychodynamischer Verdrängung und ihrer Heilung ist ein Beitrag welchen die moderne westliche Psychologie geleistet hat.

Viele Meditationslehrer sagen dass sie etwas Ähnliches anbieten, doch schaut man sich genauer an was sie damit meinen, dann ist dem nicht so. Entsprechend werden sogar fortgeschrittene Meditierende und spirituelle Lehrer oft von ihrer eigenen Psychopathologie verfolgt und von ihrem Schatten auf dem Weg zur Erleuchtung gejagt, ein Weg mit vielen Unfällen und Zusammenstössen.“Ken Wilber, Integrale Spiritualität

Spiritualität

„Der nichtdualen Sichtweise folgend, gibt es nur GEIST und kein Sandkörnchen ist mehr oder weniger GEIST als alles andere. Das getrennte Ich ist eine Empfindung des Suchens. Aber es gibt keinen Ort, an dem der GEIST nicht ist. Die große Suche ist eine lieblose Zusammenziehung. Aber man hat 100% des GEISTES in seiner gegenwärtigen Wahrnehmung. Gegenwärtiges Gewahren bzw. Gewahrsein wird jedoch getrübt durch vielerlei Vermeidung. Wir wollen die Gegenwart nicht gewahren wie sie ist, wir wollen sie anders. Im Urgrund des Seins aber kommt die Aufgeregtheit der Empfindung eines getrennten Ichs zu tiefer Ruhe und entspannt sich in die große Weite des Alls.“Ken Wilber, Das Wahre, Schöne, Gute

Die Integrale Lebenspraxis (ILP)

schiebt die notwendige Bewegung im Bewusstsein an. Sie umfasst die Arbeit an Körper, Verstand, Schatten (wie Abspaltungen, Körperträume, Leid) und Geist (Meditation)