Kunst

Performances zu geschlechtsspezifischen Menschenrechtsverletzungen und sexualisierter Gewalt an Frauen

„Wenn das Programm eine Botschaft hat, dann die der Poesie der Unversehrtheit, des Anfangs. Weder wird das Leiden instrumentalisiert, noch der Voyeurismus des Sensationellen bedient. Im Grunde wird gar nichts bedient; es wird lediglich aufgezeigt, ohne auf etwas zu zeigen.“
„Dorothea Walters Inszenierungen zeichnen sich durch die Geste der Behutsamkeit aus, mit der sie dem Zuschauer die Möglichkeit zur Eigenbewegung verschafft.“
„Keine Aufführung von Weltbildern, eher Einführung in die unbekannten oder verdrängten Gegenden des eigenen Inneren. Da, wo Verbindlichkeit entsteht, ein schwesterliches und brüderliches Mitfühlen mit der bedrängten und bedrohten Stimme der Menschlichkeit.“
„Die Performerin beherrscht die Kunst sich auf der Bühne quasi unsichtbar zu machen, so weit hinter ihre Figuren zurückzutreten, dass diese wie neugeboren erscheinen – Gestalten entworfen aus der Aktivität der Imagination und Meditation.“
„Dorothea Walter, ein Gesamtkunstwerk auf zwei Beinen ... wandert durch sehr verschiedene Welten, in denen es hinreichend Reibungsfläche und einander abstoßende Kräfte gibt, aber irgendwie bündeln und lösen sich in ihrer Person die Widersprüche in einen tatkräftigen Ausgleich. Wo keines der einzelnen Lebensfelder dem anderen anstößig erscheint, da muss es sich um spirituelle Gleichgewichtskunst handeln, zwischen Schwerkraft und Fliehkraft, um das Kunststück der Beherrschung von trennenden und verbindenden Impulsen.“
„Sie hat eine Form der Bühnenpräsenz entwickelt, die man Würdigung nennen könnte. ... Es ist körperlich erscheinende Hingabekraft, Berührungsfähigkeit, aus der die Darstellung ihre Glaubwürdigkeit bezieht. Mit sparsamen Gesten, minimalistisch, leise folgt die Bühnenfigur der Erzählung. Es ist die ganz anverwandelte Gestalt des fremden Leids, in das sie mit solcher Achtung und präzise beherrschten Mitteln der Zurückhaltung darstellerisch eingeht, dass die Metamorphose gelingt. Wenn die Anteilnahme am Leiden eines anderen wahrhaft möglich wird – dann ist es Kunstwerk.“

Alle Zitate von Ute Hallaschka, Zeitschrift Info3, www.info3-magazin.de