Über das Träumen als Wahrnehmungsform
Sich dem Träumen ergeben
Wie kommt es zur Qualität bzw. zum Bewusstsein des zentaurischen Zustands (Leib-Sele-Geist als Einheit)?
Am Anfang steht ein Motiv, etwas, das die Performerin beschäftigt. Dieses Motiv, das auch ein Körpersymptom sein kann, entstammt entweder dem Wachbewusstsein meist aber eher einem mehr traumartigen Bewusstsein. Es ist in jedem Falle eine Art waches Traumbewusstsein, aus dem im künstlerischen Prozess dann die Bilder bzw. die Handlungen der Performance entstehen. Den Kontakt zu dieser Art des „Träumens” kann man nicht machen; (Träumen nennen wir alles, was sich der persönlichen Kontrolle entzieht; im künstlerischen Schaffen ist es trotzdem bewusste Gestaltung). Hier ist Tun im Nicht-Tun gefragt, das heißt, dass man dieses Träumen sich ergeben lassen muß, besser, sich ihm ergeben. Interessanterweise ist dieses so genannte träumende Bewusstsein in gewisser Weise wacher und auch umfassender als das Alltags- oder Tages-Wachbewusstsein. Dann werden Ausdrucksformen mit Körper, Atem, Stimme, Farbe und anderem gesucht.
Das Träumen ist eine Wahrnehmungsweise, die den Körper einbezieht und aus ihm entstammt. Der Körper als Archiv des persönlichen Lebens, das, wie wir wissen, gar nicht so persönlich ist. Er ist auch Archiv oder kollektiver Speicher des Kulturkreises, dem ich entstamme.
Auch ein fremder, anderer Kulturraum „körpert oder träumt sich in mich hinein” und ich nehme dessen Überzeugungen, Regeln sowie „geheime” gesellschaftliche Absprachen in mich auf. Der Körper trägt nicht nur einen kulturellen Kontext mit sich, sondern ist auch ganz global eingebunden. Die Welt hört nicht an meiner Hautgrenze, Haustüre auf.
Die Schaffende, bzw. Erschaffende tritt in diesem Prozess in noch tieferen Kontakt mit der Welt des Träumens. Sie tritt in Kontakt mit der Welt, aus der sie gerade die Performance hervorbringt.
„Das Ziel ist, die Spaltung von Ich und Körper und der Welt aufzuheben, um einen Zustand reifer Integration von Geist und Körper zu erlangen. Menschlicher Geist und animalischer Körper sind so auf harmonische Weise eins; das ist das Bild des Zentauren der griechischen Mythologie.”Ken Wilber
In der Integralen Sichtweise Wilbers handelt es sich um den höchsten persönlichen Bereich, um das reife Ego - ich nenne es auch den gezähmten Narzissmus – es ist der Übergang zu transpersonalen Entwicklungsstufen.