Die Performerin als Handelnde
Synthese von Gedanke, Gefühl und Handlung
Für die Ungetrenntheit von Leib-Seele-Geist finden wir in der griechischen Mythologie das Bild des Zentauren (die Mensch-Tiergestalt). Diese Gestalt zeigt die Einheit von Gefühl und Verstand, gebändigte aber nicht unterdrückte Vitalität.
Wir fangen an, alle Umweltobjekte so zu behandeln, als wären sie unser eigenes Selbst. Diese Haltung ist die Intuition, dass die Welt in Wirklichkeit der eigene Körper ist und als solcher behandelt werden sollte. Aus dieser Art der transpersonalen Intuition entspringt das universelle Mitgefühl.
Die Vorgehensweise der Performerin, des Performers liegt nun weniger in der Darstellung im Sinne eines Abbildens des Themas, sondern in einem neuen Handeln und Verhandeln des Themas. Die Performerin wird zur Handelnden. Eine solche bewusste Handlung beinhaltet immer auch Gedanken und Gefühle. Diese Synthese von Gedanke, Gefühl und Handlung - ein neues Handeln - hat eine besondere Intensität in Ausdruck und Wirkung.
Der „Stoff” ist der Körper und der Körper ist ein Ort der Geschichten, ein Ort der Handlung, ein Ort in Bewegung, ein Ort beweglicher Geschichten. Dies ist unser Arbeitsmotiv nach einem leicht veränderten Zitat von Marina Abramovic - der Mutter der Performance.
„Ich will ein neues Bewusstsein entwickeln und mich der Idee der Einheit von Körper und Seele annähern, von Körper und Seele und Kosmos...Ich will die unglaubliche Konstruktion unseres Planeten aufzeigen, auf seine Energiequellen hinweisen und darauf, wie wir mit einem neuen Bewusstsein lernen können, unseren Körper und unsere Seele innerhalb dieser Struktur neu zu arrangieren.”Marina Abramovic
Als KünstlerInnen wie Abramovic zu Beginn der Performance-als-Kunst in den späten sechziger Jahren ihren Körper öffentlich „entfalteten”, taten sie dies in der Absicht, die sedimentierten Bedeutungsschichten, in die der Körper – ihr Körper – historisch und kulturell gehüllt war, abzuschälen.
Das Wahre, Schöne, Gute. Geist und Kultur im 3. Jahrtausend
Das Urholon der Kunst
„Um dieses Urholon entwickeln sich wie die Schichten einer Perle, die um den Keim eines Sandkörnchens wächst, Kontexte in Kontexten von aufeinander folgenden Holons, wenn das Urholon unwiderruflich in den geschichtlichen Strom eintritt, der einen großen Teil seines weiteren Schicksals bestimmen wird.
Das künstlerische Urholon gelangt, auch wenn es zunächst im Bewusstsein des Künstlers auftaucht, sofort in zahlreiche schon vorhandene Kontexte, in die es sofort eingegliedert wird.”Ken Wilber
(Holon = Ganze und Teile zugleich. Die Wirklichkeit insgesamt ist nicht aus Dingen oder Prozessen zusammengesetzt, sondern aus Holons.)